...Der andere Museumsbesuch
Historisches Museum Luzern
Projektbeschreibung
Die Ausstellung des Historischen Museums Luzern – ein begehbares Depot – ist Wirklichkeit. Das radikale Museum gliedert sich in zwei Bereiche. Im streng vertraulichen Teil nimmt ein Depotmitarbeiter persönlich das Publikum mit auf eine spannende Reise. Unser Mitarbeiter öffnet Schachteln, führt hautnah Langspiesse vor oder schildert dramatisch die interessanten Geschichten eines Gebärstuhls. Im frei zugänglichen Teil des Museums lagern weit über 14'000 Gegenstände. Mit Hilfe eines Strichcode-Lesegerätes oder eines Lagerbuchs navigieren die Besucher durch das Schaudepot. (Text aus der Webseite von Steiner Sarnen Schweiz)
Die Trennung von Schau-Depot und Lager bereichert die visuelle und inhaltliche Ausstattung . Im vorderen Teil werden die Objekte in Gruppen zugeordnet und so in ihrer Umgebung präsentiert (Gestell- und Vitrinengestaltung).
Im Gegensatz dazu steht das Lager, welches wie eine grosse Bühne oder ein Filmset agiert. Die Ausstattung spielt mit den Ebenen von Fiktion und Wirklichkeit. Die Integration von Theater in einen Museumsbetrieb empfand ich als Bühnenbildnerin als spannendes Neuland.
Arbeitsprozess
2003 worb mich die Firma Steiner Sarnen Schweiz an, das Historische Museum Luzern umfassend mit umzugestalten.
In einer ersten Phase prüften wir alle Objekte welche in Kisten säuberlich gelagert wurden. Wir erfassten und platzierten sie in einem Mustergestell. Diese Vorgehensweise gab uns Aufschluss über Objektmengen, deren Präsentationsformen sowie Hilfsmittel zur Befestigung.
Die skizzenhaften Vorlagehefte halfen uns in der zweiten Phase des Umbaus, die Gestelle effizient und sicher zu bestücken. Mit Michelle Riedberg und 10 Angestellten setzten wir das Konzept des künstlerischen Leiters Matthias Imhof um.
Meine schönste Herausforderung bestand in der Ausstattung der Theatertouren im Lagerbereich. Dabei entstanden schöne Zusammenarbeiten mit unterschiedlichen Regisseuren, Autoren und Objekthütern (Textilien, Archäologie). Im Zentrum der Touren stand das Objekt und seine Geschichte. Schnell entstand die Frage, ob die Schauspieler mit den Originalobjekten der Geschichte hantieren durften, oder ob mit Kopien gearbeitet werden sollte. Hier entstand eine Diskussion über Fiktion und Wirklichkeit, wie sie im Theater von jeher gegeben ist. Aber in einem Museumsbetrieb!